Tschüss, SRG

Die SRG hat sich am 15. Mai 2025 dafür entschieden, nicht mehr primär der demokratischen Öffentlichkeit zu dienen, sondern den Interessen der privaten Medienhäuser. Mit der Unterzeichnung einer Vereinbarung mit dem Verband Schweizer Medien (VSM) hat sie sich selbst beschnitten und ihre eigentliche Aufgabe verraten.

Die Vereinbarung sieht vor, dass die SRG ihre Online-Präsenz drastisch einschränkt, ihre Distributionskanäle in sozialen Medien zurückfährt und einen erheblichen Teil ihrer Werbeausgaben direkt in die Kassen der privaten Verlage umleitet. Ferner sollen die KI-Systeme keine Inhalte der SRG mehr erhalten, was in keiner Art und Weise im Interesse der SRG oder der Schweizer Bevölkerung liegt. Im Gegenzug hoffen die SRG-Verantwortlichen auf die Unterstützung der Verleger im Kampf gegen die Halbierungsinitiative.

Es ist ein Kuhhandel, der die Schweizer Öffentlichkeit teuer zu stehen kommt. Denn die Gebührenzahlenden werden weiterhin den vollen Betrag entrichten müssen, bekommen dafür aber weniger Leistung. Gleichzeitig fliesst ein Teil dieser Gebühren nun direkt in die Taschen der privaten Medienhäuser.

Wenn wir bedenken, dass die SRG Programme im Jahrbuch Qualität der Medien des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich (fög) seit Jahren die Qualitätsrankings mit grossem Abstand anführen, ist es völlig absurd, dass ausgereicht diese Quelle im Internet versiegen soll. Seit Jahren wird auf die zunehmende News-Deprivation hingewiesen, und die Antwort unseres gebührenfinanzierten Service-Public-Medienhauses lautet: Rückzug 🙈.

Dabei stünden der SRG zahlreiche Wege offen, sich als kraftvolle Alternative zum Einheitsbrei der werbefinanzierten Privatmedien im digitalen Zeitalter zu positionieren. Sie könnte ihre wertvollen Inhalte unter Creative-Commons-Lizenzen für alle zugänglich machen. Sie könnte auf sämtlichen digitalen Kanälen präsent sein und so die Menschen direkt erreichen, die diese Inhalte mit ihren Gebühren finanzieren.

Die SRG könnte Vorreiterin werden – etwa durch den Aufbau eines öffentlich-rechtlichen Foundation-Models, das gemeinwohlorientierte KI-Anwendungen ermöglicht. Sie könnte als Plattform für unabhängige Inhalte-Produzenten dienen und zum zentralen Knotenpunkt für die Vermittlung von Kultur, Wissenschaft und demokratischen Debatten in der Schweiz werden.

Statt diesen zukunftsgerichteten Weg zu wählen, hat sie sich für den Rückzug in die Bedeutungslosigkeit entschieden. Sie überlässt den Schweizer Medienraum kampflos den privaten Verlagen und ihren kommerziellen Interessen. Diese Selbstaufgabe ist ebenso unverständlich wie unverantwortlich.

Die SRG scheint vergessen zu haben, dass ihre Stärke in der Unabhängigkeit von kommerziellen Interessen liegt. Diese Vereinbarung zeugt von mangelndem Selbstbewusstsein und einer falschen Prioritätensetzung. Statt sich aus Angst vor einer Volksabstimmung den Verlegern anzubiedern, sollte die SRG ihren öffentlichen Auftrag selbstbewusst verteidigen und erneuern. Sie sollte sich als innovative und progressive Kraft im Schweizer Medienraum präsentieren. Mit diesem Rückzug schwächt sie nicht nur sich selbst, sondern auch die demokratische Öffentlichkeit, der sie eigentlich verpflichtet ist. Sie hat damit tragischerweise die Chance für ein Nein zur Halbierungsinitiative nicht erhöht. Und selbst wenn sie diese Abstimmung gewinnen wird, hat sie eigentlich damit begonnen, ihr eigenes Grab zu schaufeln. Tschüss, SRG! Schade, dass Du Dich auf diese Weise von uns verabschiedest 😢.

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