Trump hat gewonnen – Wir dürfen nicht aufgeben!

Es war ein schlimmer Morgen heute, der Morgen vom 6. November 2024, als definitiv klar wurde, dass Donald Trump noch einmal die Präsidentschaftswahlen in den USA gewonnen hat. Ich war mir sicher, dass die grosse Mehrheit der Menschen in den Vereinigten Staaten einer Zukunft, die von humanistischen Grundwerten und einer positiven Aufbruchstimmung geprägt ist, die Stimme geben würden. Ich war mir sicher Kamala Harris würde mit einem klaren Sieg die erste Präsidentin der USA werden. Stattdessen hat sich eine Mehrheit für Machoismus, Gewaltverherrlichung und Hass entschieden. Ich bin zutiefst erschüttert und traurig. Ich bin traurig, weil die Ukrainerinnen und Ukrainer kaum mehr eine Chance haben werden, die Besetzung ihres Landes durch einen Tyrannen zu verhindern. Ich bin traurig, weil Unflätigkeit, Männergewalt und Kampfkult, das Recht des Stärkeren, Rachsucht, Unterdrückung von Minderheiten und Andersdenkenden, religiöser Wahn, ja das Böse schlechthin diese Wahl gewonnen haben. Ich bin traurig und ernüchtert, dass sich eine Demokratie ins offene Messer der Autokratie stürzt, und es uns, damit meine ich alle humanistisch orientierten, in der Tradition der Aufklärung und der Menschenrechte stehenden Menschen dieser Welt, offenbar nicht gelungen ist, den Wert der Freiheit in die Waagschale zu werfen.

Ich werde mir heute einen Tag der Trauer zugestehen. Morgen werde ich aber wieder aufstehen und versuchen, meinen kleinen bescheidenen Teil dazu beizutragen, dass dem Konzept Trump eine bessere Alternative entgegengestellt werden kann. Mit dieser Wahl wurde die offene Gesellschaft zwar massiv in Bedrängnis gebracht, aber sie ist noch nicht verloren. Wir können hoffen, dass die demokratischen Strukturen und Institutionen in den USA zusammen mit den Menschen, die sich gegen die Zerstörung der freien Welt wehren wollen, genügend stark sind, um die nächsten Jahre zu überstehen. Und wir können in den anderen humanistisch orientierten Ländern dieser Welt, wie auch in der Schweiz, alles daran setzen, eine solche Entwicklung zu verhindern.

Als Erstes sollten wir uns endlich davon verabschieden, die Wählerinnen und Wähler von Figuren wie Trump als Opfer zu sehen, die aufgrund ihres Unvermögens, die Welt zu erfassen, nur auf Brot und Spiele aus sind. Wir sollten uns klarmachen, dass diese Menschen, wie wir auch, selbstbestimmt handelnde Individuen sind. Sie entscheiden sich für Trumpismus, weil sie davon ausgehen, dass sie freier sein können, dass sie ihre persönlichen Ziele besser erreichen können, als unter einer anderen Regierung. Sie entscheiden sich mit ihrer Wahl dafür und darum tragen sie auch die Verantwortung.

Als humanistisch gesinnte Bürgerinnen und Bürger dieser Welt können wir nur versuchen, den Menschen die Möglichkeiten zu geben, zu erkennen, dass eine Welt ohne Gewalt und Hass für alle eine bessere Welt ist. Darum müssen wir mit Argumenten für die humanistischen Werte, die Menschenrechte und die Bewahrung der natürlichen Grundlagen unseres Daseins kämpfen, wie einst diejenigen, die uns aus dem Joch des Adels und der Religion befreit haben. Es reicht nicht zu verlangen, dass die Menschenrechte eingehalten werden müssen, es reicht nicht darauf zu pochen, dass Menschlichkeit, Wohlwollen und Empathie für alle zu einer besseren Welt führen. Wir müssen wieder dafür argumentieren und uns der Diskussion stellen. Wir müssen diese Ideen verbreiten und dafür sorgen, dass sie wahrgenommen werden können. Im Gegensatz zum 18. Jahrhundert haben wir den grossen Vorteil, dass die Digitalität uns viel mehr Möglichkeiten bietet, dies zu tun.

Gleichzeitig dürfen wir uns nichts vormachen. Solange die strukturellen Bedingungen es möglich machen, dass Macht im grossen Stil unterdrückt, müssen wir uns persönlich stärken und resilient machen, ohne damit aufzuhören, zu versuchen die Strukturen zu verändern. Das bedeutet für mich zum Beispiel immer für Dezentralität einzustehen, denn wenn Macht dezentral verteilt ist, hat der potenzielle Schaden, den die Inhaber:innen der Macht anrichten, weniger gravierende Auswirkungen. Es bedeutet für mich auch, in Zukunft noch klarer Stellung zu beziehen und immer zu versuchen auf Missstände hinzuweisen, Machtmissbrauch, Gewalt und Unterdrückung als solche zu benennen. Und es bedeutet nicht zuletzt auch, bei jeder Gelegenheit die Diskussion zu suchen, wenn noch ein Fünkchen Offenheit vorhanden ist und im anderen Fall zu akzeptieren, dass es Menschen gibt, deren Umsetzungspläne für ihre Weltvorstellung wir mit strategischer Weitsicht und taktischem Geschick verhindern müssen.

Wir dürfen nicht aufgeben. Auf keinen Fall!

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