Vor ein paar Tagen haben 72 Journalistinnen und Journalisten rund um den ehemaligen Tagesschau Chef Heiner Hug, das Blog Journal21.ch lanciert.
Die Autorenliste liest sich wie ein „Who’s Who“ der neueren schweizerischen Mediengeschichte und lässt auf jeden Fall viel Raum für Hoffnung auf substantielles Futter für unsere RSS Reader.
Ich freue ich sehr darüber und bin der Meinung, dass diese Initiative vorbehaltlos zu begrüssen ist.
Erstens, weil hier professionelle Journalisten, von denen viele bis vor kurzem dem Internet als Distributionskanal für Inhalte kritisch gegenüber standen, offenbar den Versuch unternehmen mit der bösen Online Welt Frieden zu schliessen.
Zweitens, weil durch die enge Verzahnung der Journal21.ch Macher mit der klassischen Medienwelt, die Chance steigt, dass immer mehr Medienschaffende die Vorteile des digitalen Publizierens für sich selbst entdecken, und damit die unheilige Allianz zwischen rückwärts gewandten Verlegern und deren angestellten Journalisten im Kampf gegen das offene Internet einem baldigen Ende entgegen sieht.
Und drittens, weil es im Internet nie genug Inhalte gibt.
Natürlich gibt es viele Dinge, die beim Journal21.ch noch verbessert werden können. Ein voller RSS Feed zum Beispiel, wie ihn Martin Steiger vermisst, oder auch ein leichter zugängliches Archiv, und natürlich eine bessere Integration mit den Social Media Kanälen wie Facebook oder Twitter. Doch sind das alles Kleinigkeiten, die mit der Zeit bestimmt angepackt werden. Dass die meisten der Journal21.ch Schreiber keine jahrelange Online-Medien Erfahrung haben, soll man ihnen nicht ankreiden. Dafür bringen sie andere Assets mit, die das Netz bereichern werden.
Ich bin sicher, die Journal21.ch Autoren werden schell lernen, und dadurch auch bald einmal erkennen, dass viele ihrer bisherigen Urteile über das Internet zu revidieren sind, dass zum Beispiel die Geschichte mit der „Gratiskultur“, wie sie derzeit allgemein konstruiert wird, so nicht stimmt.
Dann wird auch der vermeintliche Widerspruch, einerseits Kurt Imhofs Thesen zuzustimmen und andererseits ein Blog mit „qualitativ hochwertigen“ Inhalten ohne Pay-Wall ins Netz zu stellen, verschwinden. Sie werden lernen, dass Kurt Imhofs Schlussfolgerungen falsch, oder zumindest unvollständig sind.
Noch eine Bemerkung zum Finanzierungsmodel von Journal21.ch:
Als Flatterer und Kachingler würde ich wohl hin und wieder die Artikel auf journal21.ch, die ich besonders gelungen finde, mit ein paar Cents beglücken. Darum liebe Journal21.ch Macher: Wenn Ihr auch alle nicht auf das Geld angewiesen seit, Ihr könntet mithelfen, Flattr und Kachingle etwas mehr Reichweite zu verschaffen und Euch einen kleinen Zustupf an die Spesen zu generieren.
Auf jeden Fall wünsche ich Euch viel Erfolg und freue mich auf Eure Posts. „Welcome to the Club“, ist vielleicht etwas anmassend, aber irgendwie trotzdem passend 🙂
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