Das Ende von Blogscout oder des Deutschen Anti-Kommerz Romantik

Da programmiert jemand mit viel Aufwand einen Webservice mit dem Namen Blogscout.de, der eine nachgefragte Leistung erbringt, hat irgendwann die Nase voll, und schliesst diesen dann wieder.

Die "Kunden" des Dienstes bedanken sich beim Anbieter dafür, dass er soviel Aufwand eingesetzt hat und vestehen, dass er nun halt nicht mehr mag.

Der Programmierer und Betreiber von Blogscout.de (Dirk Olbertz) hat auch nicht vor, sein Produkt jemandem zu verkaufen und somit seinen Aufwand wenigstens ein Stück weit entschädigt zu erhalten, denn dem Betreiber war es von Anfang an egal, wieviele Leute den Dienst nutzen und das Interesse sei eindeutig nicht-kommerziell gewesen.

Nicht alle reagieren gleich, so hat sich zum Beispiel Peter Hogenkamp eher kritisch dazu geäussert, aber diese Geschichte ist irgendwie symptomatisch für die Anti-Kommerz Romantik in der deuschen Blogosphäre im Besonderen und in der IT-Szene im allgemeinen. (Auch in der Schweiz gibt es diese Tendenzen, allerdings nicht so stark ausgeprägt, und für Österreich kann ich es nicht sagen).

Nicht-kommerziell ist gut, kommerziell ist böse.

Krise und Kritik schreibt im Kommentar zum Blogartikel der die Einstellung des Dienstes bekannt gibt.: 

"Das Du nicht gleich das ganze Komerzialisierst (sic!) hast ist einmal mehr Beweis dass Du in Ordnung und n dufter Typ bist" um dann noch nachzuschieben: "Aber diesen Schritt werden ich Dir nicht verzeihen können".

Dieses Statement steht stellvertretend für eine Anspruchshaltung, die immer mehr Akzeptanz findet. Die "Dinge" sollen gefälligst kostenlos vom Himmel fallen. Wer Geld für einen Nutzen verlangt ist des Teufels. Gratis, hat die Ware zu sein und jeder kann Einfordern was er gerne hätte.

Da es aber im persönlichen Leben meistens nicht möglich ist, diesem schwarz/weiss Schema zu folgen, feiert man Menschen wie den Dirk als Helden, bedankt sich für die geleistetet Arbeit, bedauert aber dass es den Service nicht mehr gibt und fragt sich wie Jo: "…warum sind gerade die guten Dinge immer nur von so kurzer Dauer?"

Nun, die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach: Weil diese "Dinge", nicht kommeziell sind!

Ich will hier auf keinen Fall dem Dirk Olbertz noch sonst jemandem das Recht absprechen, seine Arbeit gratis der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Auch hat er das Recht, sein Projekt jederzeit einzustellen. Und, damit wir hier auch das letzte Missverständnis ausgeräumt haben, auch ich bedanke mich herzlich für seine Arbeit und wünsche ihm viel Spass bei den nächsten Projekten. Weiterhin unterstelle ich ihm auch nicht, dass nicht seine Qualitsansprüche an seine Vision die Beweggründe waren, den Dienst einzustellen.

Aber ich denke, wir sollten uns anhand dieses Beispieles wieder einmal ein paar Dinge klarmachen:

1) Niemand arbeitet "gratis" auf Dauer.

2) Wir haben kein Recht auf "Geschenke" und können an diese, wenn wir welche erhalten, keine Ansprüche stellen.

3) Kommerz ist nicht schlecht oder gut, sondern einfach ein System um Ergebnisse dorthin zu verteilen, wo sie nützlich sind!

4) Wir sollten nicht, nichts bezahlen wollen und gleichzeitig die Werbung verteufeln.
 

Kommentare

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  1. Schn und gut. Leider ziehst Du die falschen Schlsse aus der Geschichte. Nicht immer muss etwas was Mensch macht bezahlt werden. Bezahlt muss Arbeit auf jeden Fall jedoch dann werden, wenn ein anderer versucht daraus einen Mehrwert herauszupressen. Wenn ich einer Beschftigung nachgehe, die mich befriedigt und spass macht, und keiner mir das faktische Resultat/Produkt dieser Beschftigung oder Handlung abpresst, ist das ganze unproblematisch.

    Die Probleme beginnen, wenn die Frchte dieser Ttigkeit pltzlich nicht mehr mir gehren, sondern jemand damit ein Geschft macht: mich also ausbeutet. Es ist nmlich ein qualitativer Unterschied, ob ich einer Oma ber die Strasse helfe und dies gratis mache, weil ich es aus sozialen Erwgungen erstrebenswert finde oder Praktikanten oder Zivis einstelle in einem Unternehmen, dass die Leistung "Oma ber die Strasse bringen" anbietet und die Leute die das tun dazu aubeutet, weil sie gar nicht oder miserabel bezahlt werden.

    Dirk hat eine nicht-komerzielle Leistung zur Verfgung gestellt fr die Allgemeinheit, wir mit unseren Recherchen und gratis zur Verfgung gestellten Texten auch. Eine solche Leistung kann auch "sozial" genannt werden. Eine Eigenschaft, die es in der heutigen Gesellschaft gar nicht mehr gibt. Aus kapitalistischer Sicht natrlich eine ungeheure Verschwendung. Doch die Frchte der Arbeit von Dirk lagen immer bei ihm. Deshalb kann er auch den laden dicht machen, wenn er keine Lust mehr hat. Einen Chef gibts ja nicht. Und wenn wir ironisch sagen "das verzeihen wir Dir nie", so drcken wir nur Respekt vor seiner Leistung aus, und dass er sich in einem komerzialisierten Umfeld solange standhaft gehalten hat.

  2. Komisch, angesichts der vielen deutschen kommerziellen Blog-Projekte und der allgemeinen Meinungsusserung zu diesen Projekten hatte ich eigentlich den Eindruck, dass Blog-Kommerz in Deutschland von einer Mehrheit zwar kritisch, aber durchaus positiv betrachtet wird – solange man nicht versucht, das Publikum zu verarschen, wie das grad aktuell qeez.de versucht.

    blogscout.de hat dasselbe Problem, das ich auch mit blog.ch hatte. Wenn ein solches Projekt als Dienst an der Allgemeinheit betrieben wird, stsst es ab einer gewissen Grsse einfach an Grenzen. Man kann halt einfach irgendwann nicht noch mehr unzhlige Gratis-Stunden reinbuttern.

    Also wird entweder verkauft und man ist der bse Kapitalist (http://metablog.ch/archives/category/blogch-zu-verkaufen/). Oder der Laden wird geschlossen, was, wie man sieht, auch von den Kommerzbloggern nicht akzeptiert wird (http://blogwerk.com/2007/08/27/abruptes-blogscout-ende/).

  3. Matthias:
    Ich gebe es gerne zu, meine Aussagen bezglich der tendenziell kommerzfeindlichen Haltung in der deutschen Bloggerszene basiert eher auf Intuition als auf aufgearbeiteten Fakten. Beim Skimmen meines RSS-Newsrivers, stolpere ich einfach dauernd auf negative usserungen insbesondere im Bezug auf Werbung . Ferner lese ich immer wieder Stze im Sinne von: "Das ist ein guter Dienst, aber nicht gratis, darum kann ich den nicht empfehlen." Die Vorstellung, dass Geld verdienen irgendwie moralisch nicht in Ordnung ist, ist natrlich nicht nur in der Blogosphre ausgeprgt, sondern ganz Allgemein in unserer Gegend weit verbreitet. Ich werde mich diesem Thema hier wahrscheinlich noch ein paar mal widmen.

    Krise und Kritik:
    Ich bin mit Euch? (Dir?) einverstanden, dass nicht jede Arbeit in Form von "Geld" vergtet werden muss. Jeder Mensch kann selber entscheiden, ob er fr das was er tut, etwas entgegen nehmen will. Nur, wenn jemand statt Geld, Schulterklopfen als Whrung akzeptiert, ist er deswegen nicht der bessere Mensch. Das ist der Punkt. Altruismus in dem Sinne, gibt es mit grosser Wahrscheinlickeit nicht.

    Zur Ausbeutung: Wir leben (noch) in einer relativ freien Welt (D,CH). Jeder kann sich selber entscheiden, ob er die Ergebnisse seiner Arbeit selber am Markt verkaufen will, oder ob er das lieber einem Arbeitgeber berlsst. Das was Du Mehrwert herauspressen nennst, ist in der Tat, Mehrwert schaffen. Fr den Arbeitnehmer, indem er zum Beispiel um 17.00h den Computer herunterfahren und nach Hause gehen kann, ohne sich berlegen zu mssen, wer der nchste Kunde sein wird, der seinen Lohn bezahlt. Und fr die Kunden, weil sie ein Ergebniss einer mehrteiligen koordinierten Arbeitsleistung erhalten.Ich rate allen Arbeitern die sich ausgebeutet vorkommen, es doch einfach selber zu versuchen und sich in Genossenschaften zu organisieren und zu schauen, wie der Butter auf das Brot kommt. Wenn sie die ntigen Managementskills nicht haben, knnen sie sich an die Gewerkschaftsfunktionre wenden, die ja zu wissen vorgeben, wie man eine Firma fhrt.
    Das ist briegens der grosse Vorteil einer freien Gesellschaftsordnung. Niemand wird gezwungen sich sogenannt ausbeuten zu lassen und mit der Gesellschaftsform der Genossenschaft knnen jederzeit kollektivistisch orienterte Unternehmen gegrndet werden. Go for it…

  4. In Zeiten der Agenda 2010 und Hartz IV in Deutschland sowie der Lissabon-Strategie und Anti-Terror-Hype europaweit noch von "Wahl- oder Entscheidungsfreiheit" zu sprechen ist der blanke Hohn.

    Derzeit haben wir doch gar keine Wahl, sondern sind angesichts eines leeren Kontostandes und massiver berwachung gezwungen uns zu verkaufen und konformistisch zu bleiben, um wenigstens Spaghettis kaufen zu knnen. Mit Managementskills hat das nichts zu tun.

    Denn es liegt nich an dem Manager der nur Verwaltet, sondern an den MitarbeiterInnen an den Rechnern die Forschen und Erfinden, woraus der Chef seinen Nutezn zieht (Mehrwert eben, den er nicht mit eigenen Hnden erwirtschaftet, sondern dazu andere ausbeutet).

    Wenn der Manager so viel Skills hat, dann soll er doch ohne seine Mitarbeiter udn Angestelten auskommen. Dann werden wir sehen wie er es schafft seine Stulle noch zu schmieren. So und nicht umgehkehrt liegt der Sachstand.

  5. Ich persnlich habe zwei Probleme mit Werbung. Erstens, sie propagiert meistens den masslosen Konsum, mit allen negativen Begleiterscheinungen (Umweltverschmutzung ist nur eine davon). Zweitens, sie verhindert die freie Meinungsusserung, wie man ja gerade bei Daniela Caviglia nachlesen konnte.

    Abgesehen davon finde ich einige Werbespots ganz lustig.