Nein, Google weiss nicht alles über jeden, andere schon.

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Letzte Woche hat Christian Dorer, der Chefredaktor der Aargauer Zeitung, in einem Kommentar zu den ‘Panama Papers’ den Satz geschrieben: «Gerade Google weiss alles über jeden.»

Ein Satz, der, so plausibel er klingen mag, mit der Realität wenig zu tun hat und die nötige netzpolitische Debatte in eine falsche Richtung lenkt. Das später im Beitrag aufgeführte Szenario, dass ein Google Mitarbeiter vielleicht dereinst veröffentlichen könnte «welche Websites die tausend wichtigsten Persönlichkeiten dieser Welt in ihren geheimen Momenten besuchen», suggeriert, dass Google von allen Menschen, die das Internet nutzen, die komplette Webbrowser-History kenne.

Diese Aussage ist falsch und zielt in der Frage, wer welche Daten speichert und nutzen kann, auf den falschen Feind. Google weiss nur von den Menschen, die einen Google Account haben, dort beim Surfen eingeloggt sind und das aufzeichnen der Surfaktivitäten zulassen, welche Websites sie besucht haben.

Wenn die Revision des BÜPF und das neue Nachrichtendienstgesetz allerdings nicht durch die Referenden gestoppt werden, wird es so sein, dass wir uns der Überwachung und Aufzeichnung solcher Daten nicht mehr entziehen können.

Ich kann mich bei Google dagegen entscheiden, diese Daten aufzuzeichnen, bei den Nachrichtendiensten hingegen nicht. Darum ist es so wichtig, dass das neue Nachrichtendienstgesetz NDG an der Referendums-Abstimmung abgelehnt wird und dass das Referendum zur BÜPF-Revision zustande kommt.

Es ist natürlich wichtig, dass wir kritisch gegenüber den grossen Internet-Konzernen wie Facebook, Google usw. bleiben. Derzeit liegen aber zwei reale politische Projekte zur Erweiterung der staatlichen Überwachung auf dem Tisch und auf diese sollten wir uns darum im Moment auch konzentrieren.

 

Kommentare

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  1. komischer Google Fanboy Artikel. Ich persönlich bin gegen die Revision des BÜPF und dafür, dass der Monopolist Google reguliert wird. Google hat sehr enge Beziehungen zur NSA, das wissen seit Snowden/Wikileaks die meisten. Es ist völliger Blödsinn zu behaupten Google könne nur eingeloggte User tracken. Die Fingerprinting Mechanismen sind sehr ausgereift, Google kann meinen Browser Fingerprint von dem meiner Frau unterscheiden, obwohl wir nach aussen die gleiche IP haben. Wir brauchen bessere Datenschutz Gesetze und keine Google Fanboys.

    1. Ich denke wir brauchen eine sachlichere Debatte über Netzpolitik. Klar brauchen wir gute Datenschutz-Gesetze. Aber es wäre dem politischen Prozess dienlich, wenn wir nicht dauernd mit Halbwahrheiten und Dämonen arbeiten würden. Die Aussage “Google weiss alles über jeden” ist nun einfach einmal falsch. Und es gibt sehr viele Google-Basher in der Schweiz, die nicht zögern, die beiden äusserst problematischen Gesetze NDG und BÜPF als richtig einzustufen. Darum geht es mir in diesem Post. Ob und wie wir, welche Firmen regulieren müssen ist ein anderes Thema und steht hier nicht zur Debatte.