Beiträge zu den Themen Cloud Computing und Software-as-a-Service (SaaS) von 2006 bis 2009

Im Zusammenhang mit einer Recherche für einen Artikel, der im nächsten TopSoft-Magazin erscheinen wird, habe ich ein wenig in den Archiven gegraben. Es ist ganz unterhaltsam, wenn man seine eigenen Texte und Präsentationen, deren Existenz man teilweise vergessen hat, irgendwo entdeckt. Interessant auch zu sehen, wie viel sich in den letzten fünfzehn Jahren entwickelt hat und wie viel doch auch dieselben Probleme und Träume geblieben sind.

Software as a Service (SaaS) – A paradigm shift in the IT industry (2006)

Präsentation am Barcamp Zürich – 28. Oktober 2006.


Das Business Web für KMU – Software as a Service (2007)

Präsentation an der TopSoft 2007 – 20. September 2007


Titelseite TopSoft Journal 2009


Cloud Computing – Ein neuer Ansatz mit vielen Fragezeichen (2009)

Präsentation an der TopSoft 2009 – 24. September 2009


Cloud Computing – Hype oder neues Paradigma? (2009)

Beitrag für das Magazin Swisscom Dialogue – 30. Januar 2009 (Die Links sind wohl die meisten nicht mehr gültig)

Können Sie sich vorstellen, dass Sie in Ihrem Unternehmen keine Server mehr stehen haben, keine Software mehr kaufen und auch alle Ihre Daten nicht mehr innerhalb Ihrer eigenen vier Wände gesichert wissen? Können Sie sich vorstellen, dass sie sich nicht mehr um Serverwartung, Betriebssysteme, Datensicherung, usw. kümmern müssen? Dass Ihre verschiedenen Anwendungen ganz einfach miteinander verknüpft sind und von überall und mit jedem beliebigen Gerät mit Internetzugang damit gearbeitet werden kann? Ich spreche nicht von Outsourcing, sondern von Cloud Computing oder Software as a Service. Der Idee, eine Anwendung einfach via Webbrowser im Abo als Service zu beziehen, oder laufen zu lassen, bzw. die Daten dort zu speichern. In der Wolke des Internets, oder in Englisch: in the Cloud, darum “Cloud Computing”.

Für viele Informatikverantwortliche in Europa gehören oben genannte Visionen noch in die Kategorie “Märchen & Mythen”. In anderen Gegenden der Welt, in den USA und in Indien etwa, arbeitet die Elite der ICT-Industrie seit einigen Jahren mit Hochdruck an der Realisierung dieser Vorstellungen.

Eine Idee entwickelt sich zur Marktreife

Einer der wichtigsten Vorreiter dieser Entwicklung war salesforce.com, die 1999 mit einer einfachen CRM Lösung angetreten ist, der Firma Siebel, dem damaligen Platzhirsch der Branche, das Fürchten zu lehren. Der Grundgedanke der Geschichte war und ist, dass die salesforce.com Anwendungen nicht auf einer kostspieligen und wartungsintensiven Infrastruktur des Nutzers betrieben werden, sondern in den Rechenzentren der Betreiberfirma. Die Software wird einfach über jeden beliebigen Webbrowser bedient und wird damit so einfach einsetzbar und benutzbar wie Telebanking oder das Bestellen von Büchern im Internet.

Als die Cloud Computing Pioniere zu Beginn des Jahrtausends die neue Vision schrittweise Realität werden liessen, haben die meisten Industrievertreter noch den Kopf geschüttelt. War man sich doch weitgehen einig, dass der erste solche Versuch unter dem Namen ASP (Application Service Providing) gescheitert war.

Mittlerweile sieht es allerdings ganz danach aus, dass der Ansatz der Visionäre von damals, die Informatikwelt revolutioniert. Mehr als 1 Million Anwender in über 50′000 Unternehmen nutzen zum Beispiel die salesforce.com Applikationen.

Und damit nicht genug, salesforce.com ist längst nicht mehr nur eine CRM Anwendung. Seit einiger Zeit können Entwickler auf der zugrundeliegenden Plattform mit der Bezeichnung force.com beliebige Business Applikationen erstellen. Etwas mehr als 800 Anwendungen und Tools sind auf der AppExchange, dem online Marktplatz für force.com basierte Programme schon jetzt verfügbar.

Ein Erfolgsbeispiel reicht natürlich nicht aus, um von einem Paradigmenwechsel zu sprechen. Ein Blick auf den wachsenden Cloud Computing Markt zeigt allerdings, welche Dimensionen diese Idee allmählich annimmt.

Cloud Computing Anbieter wohin man blickt.

Amazon.com zum Beispiel, ist heute nicht nur führender Internetversandhändler, sondern auch grösster Anbieter von Rechnerleistung und Speicherplatz im Internet. Ohne viel Aufwand lassen sich die Server von amazon.com von jedermann nutzen. Bezahlt wird nach tatsächlichem Bedarf. Dadurch ist es für jeden Programmierer von Software möglich, seine Anwendung im Internet weltweit anzubieten, ohne sich um den Aufbau einer skalierbaren Infrastruktur zu kümmern. Es sind bereits über 400′000 Entwickler bei den Amazon Web Services registriert.

Google wiederum arbeitet seit einiger Zeit daran, der Firma Microsoft im Bereich der Office Anwendungen Marktanteile streitig zu machen. Mit dem Anwendungspaket “Google Text & Tabellen”, lassen sich klassische Microsoft Office Tätigkeiten im Webbrowser erledigen, ohne Software installieren zu müssen. Und dies ist längst nicht der einzige Vorteil einer solchen Lösung in der “Cloud”. Weil die Daten online gespeichert sind, ist es eine Sache von ein paar Mausklicks um mit anderen Menschen an einem Dokument oder an einer Tabelle zusammenzuarbeiten; inkl. Versionskontrolle und Publikationsfunktionen. Vorbei sind die Zeiten der verschiedenen Versionen eines Dokumentes, welche verteilt in den E-Mail Briefkästen der Mitarbeiter liegen. Auch für Entwickler von Webapplikationen bietet Google mit der Google App Engine ähnliche Möglichkeiten wie force.com oder amazon web services an, um eigene Anwendungen auf der Google Infrastruktur betreiben zu können.

Die indische Softwarefirma AdventNet bietet unter dem Namen Zoho.com eine ganze Batterie von Cloud Applikationen an, fast wöchentlich werden hier neue Services und Funktionen vorgestellt.

Die ehemalige Webagentur 37Signals hat mit ein paar wenigen einfachen Anwendungen wie Basecamp oder Highrise, die die Zusammenarbeit der Wissensarbeiter im Dienstleistungsbereich erleichtern, der Collaboration Idee zu neuem Glanz verholfen. 37Signals kann bereits mehr als einer Million Nutzer für sich reklamieren.

Auch in der Schweiz werden die Angebote häufiger. Die Swisscom wird ab Ende März dieses Jahrs eine Collaboration Lösung in Zusammenarbeit mit einem deutschen Anbieter bereitstellen aber auch Firmen wie die Skip5 AG oder die Netlive IT AG sind schon seit längerem als SaaS Anbieter präsent.

Es gäbe noch unzählige Beispiele, und es werden täglich mehr, denn vor allem in den USA wird heute kaum noch eine neue Softwarelösung vorgestellt, die nicht unter dem Cloud Computing Paradigma angeboten wird.

Und spätestens seit Microsoft ihre neue Cloud Plattform Windows Azure vorgestellt hat, sind nun auch in unseren Breitengraden die Softwareentwickler der alten Schule auf das neue Modell aufmerksam geworden. Sogar die eher konservative SAP hat sich auf den Weg begeben, wenn auch noch ein wenig halbherzig, aber immerhin: mit SAP by Desing haben auch die Walldorfer vor, sich in der Cloud breit zu machen.

Viele interessante Aspekte sind zu betrachten.

Sie sehen, ich bin der Meinung, dass wir es hier nicht einfach mit einem Hype, sondern mit einem echten Paradigmenwechsel zu tun haben. Die Entwicklung ist scheinbar kaum mehr aufzuhalten. Das Cloud Computing Konzept bietet so viele Vorteile, dass sowohl Kunden wie Anbieter in Scharen auf den Zug aufspringen. Natürlich wirft dieser neue Ansatz auch viele Fragen auf und es ist wichtig, nicht nur die Chancen zu sehen, sondern auch die verschiedenen Risiken, die damit verbunden sind, zu erkennen und zu managen.

Ich werde in den nächsten 12 Monaten in einer Artikelserie, hier auf der dialogue online Website der Swisscom, verschiedene Aspekte des Cloud Computing bzw. Software as a Service beleuchten. Fragen zur Sicherheit, zu den Risiken, den Kosten, zur Evaluation, zur Einführung und Integration sowie der aktuellen und zukünftigen Fähigkeiten solcher Lösungen werden die Themen der weiteren Artikel sein.

Während des Schreibens dieses Beitrages habe ich übrigens, eine kleine Twitterumfrage zum Titel dieses Artikels eingerichtet. Sie finden die Umfrage und die Resultate, die natürlich eher unterhaltenden Charakter haben können hier: http://twtpoll.com/s88py3.

Wie halten Sie davon? Hype oder neues Paradigma? Ich freue mich über Ihre Fragen und Kommentare.


Cloud Computing, SaaS, PaaS, usw. – Versuch einer Begriffsentwirrung (2009)

Beitrag für das Magazin Swisscom Dialogue – 26. Februar 2009 (Die Links sind wohl die meisten nicht mehr gültig)

In meinem letzten Beitrag habe ich versucht zu zeigen, warum ich der Meinung bin, dass wir zur Zeit eine tiefgreifende Veränderung in der Welt der Informatik erleben. Alles bewegt sich in die Cloud, regional in verschiedenen Geschwindigkeiten zwar, aber überall in eindeutiger Richtung. Die Entwicklung ist noch relativ jung und es liegt in der Natur solcher Prozesse, dass sich eine gültige Nomenklatur erst nach einer gewissen Zeit herausbildet. So kommt es, dass wir mit einer Vielzahl von verschiedenen Begriffen konfrontiert werden, die oft verwirrend und in wechselnden Bedeutungen benutzt werden. Ich möchte hier versuchen, die wichtigsten Begriffe kurz zu erklären und zueinander in Beziehung zu setzen.

Die multi-tenant Architektur ist einer der grundlegenden technischen Aspekte im Zusammenhang mit den folgenden Begriffen. Multi-Tenancy bedeutet, vereinfacht dargestellt, dass nicht für jeden Kunden eine separate, dedizierte Infrastruktur bereitgehalten wird (Single-Tenant), sondern dass alle Nutzer auf derselben Plattform arbeiten. Ich werde in einem der nächsten Artikel noch ausführlich auf diesen äusserst wichtigen Punkt eingehen.

Software as a Service, abgekürzt SaaS, ist die Bezeichnung für die Bereitstellung von Computer Anwendungen (Software) als Service im Abonnement über das Internet. Das bedeutet, dass der Nutzer die Software nicht bei sich installiert, bzw. in seiner Informatikumgebung betreibt, sondern dass er die Applikation via Internet, in den meisten Fällen via Webbrowser, aufruft und nach Bedarf einsetzt. Dabei handelt es sich nicht einfach um Mietsoftware, denn auch die Daten werden beim SaaS-Anbieter gespeichert. Dieser kümmert sich weiterhin um eine hohe Verfügbarkeit der Anwendung und die Sicherheit der Daten. Damit der Anbieter eine hohe Servicequalität zu tieferen Kosten als bei einer Inhouse Lösung bieten kann, baut er seine Infrastruktur nach dem multi-tenant Prinzip auf. Der Kunde bezahlt für diesen Service eine regelmässige Abogebühr, die sich in der Regel nach der Nutzung der Anwendung richtet. Beispiele für SaaS Lösungen habe ich im letzten Artikel verschiedene aufgeführt.

Bei Platform as a Service, abgekürzt PaaS, handelt es sich um eine Weiterentwicklung der SaaS Idee. Damit ist die Bereitstellung einer Entwicklungs- und Betriebsumgebung für Software im Internet gemeint. Dabei kann der PaaS Kunde entweder eine auf ein bestimmtes Einsatzgebiet fokussierte Lösung, um individuelle Anwendungen erweitern, oder eine eigene Applikation vollständig neu entwickeln. In beiden Fällen bietet die Plattfom grundlegende Funktionen an, sodass sich der Entwickler zum Beispiel nicht um Benutzerverwaltung, oder Verfügbarkeitsfragen, usw. kümmern muss. Oft können einfache Anwendungen ohne zu programmieren “zusammengeklickt” werden. Solche Lösungen können zum Beispiel eingesetzt werden um die unzähligen Excel-, Access- oder Filemaker- Eigenentwicklungen, die in den Unternehmen im Betrieb sind, einfach und unkompliziert in die Cloud zu portieren. Beispiele für PaaS Angebote sind: force.comLongjumpDabble DBZoho CreatorGoogle App EngineApprenda SaaSGridMicrosoft Azur.

Infrastructure as a Service, abgekürzt IaaS, geht nun noch einen Schritt weiter. Unter dieser Bezeichnung wird eine virtuelle Computerinfrastruktur bereitgestellt. In diesem Falle kann, vereinfacht gesagt, beliebig Rechnerleistung auf Abruf, für beliebige Arten von Anwendungen bezogen werden. Der Unterschied zum klassischen dedizierten Hosting, liegt darin, dass die Infrastruktur in einer multi-tenant Architektur bereit gestellt wird. Das bedeutet, dass die Angebote sehr einfach skaliert bzw. nach Bedarf genutzt und abgerechnet werden können. Die Flexibilät im Bezug auf die Anwendungsfälle bezahlt man mit der reduzierten Anzahl bereits einsatzbereiter Services. Das wichtigste Beispiel für IaaS ist im moment Amazon mit den Amazon Web Services. Auch der Hosting Anbieter Rackspace will sich hier positionieren.

Cloud Computing, ist seit einiger Zeit das Buzzword der Branche. Sie können sich bestimmt an frühere Darstellungen des Internets bei Präsentationen erinnern, in welchem jeweils die Wolke als Platzhalter für das Internet zum Einsatz kam. Diese Metapher hat sich derart eingeprägt, dass das Englische Wort für Wolke, “Cloud” in Kombination mit Computing als Bezeichnung für alle Arten von rechnerbasierten Leistungen, die als Service im Internet angeboten werden, aufgedräng hat. Cloud Computing ist also eine Art übergeordneter Begriff, der alle verschiedenen Arten von Computing Services im Internet zusammenfasst. Der Begriff wird aber oft auch als Synonym für einzelne der oben aufgeführten Bezeichnungen verwendet.

ASP zu guter Letzt, bedeutet in diesem Zusammenhang “Application Service Providing” und ist eine ältere Bezeichnung für ein ähnliches Modell aus der Zeit des ersten Internet-Hypes Ende der 1990er Jahre. Die ursprüngliche Vision des ASP-Modells war eigentlich dieselbe wie bei Sofware as a Service. Allerdings basierten die meisten ASP-Angebote auf einer single-tenant und nicht auf einer multi-tenant Architektur. Aus diesem Grund, sowie weil die Browsertechnologien noch nicht ausgereift genug waren und die notwendingen Bandbreiten noch nicht zur Verfügung standen, ist die ASP Idee wohl damals gescheitert. Der Begriff ASP hat mittlerweile ausgedient und sollte nicht mehr verwendet werden.

Neben den hier aufgeführten, sind noch eine Vielzahl weiterer Begriffe im Umlauf. Database as a Service, Communication as a Service, Service Enabled Application Platforms (SEAPs), usw. Nicht zuletzt wegen dieser Inflation der Bezeichnungen und Dienste, hat Cloud Computing das Potential sich in der Alltagssprache zum Hauptbegriff zu entwickeln.

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