Gestern hat Stefan Niggemeier das Transkript einer Rede von Wolfgang Blau, dem Chefredakteur der Zeit Online, die dieser am 31. August bei einer Urheberrechts Tagung der Grünen in Deutschland gehalten hat, online publiziert.
Blau macht darauf aufmerksam, dass der technologische Wandel, den wir gerade erleben, eben auch grosse Veränderungen in den Medien- und Kreativbranchen mit sich bringen wird. Und das wir besser daran täten, dieser Tatsache ins Auge zu blicken:
Ein weiterer (dritter) Punkt scheint mir in einer transparenteren Debatte über das Urheberrecht am wichtigsten. Der Mut der Politik, das scheinbar immer noch Unaussprechliche endlich deutlicher auszusprechen: Dass infolge der Digitalisierung, dann der Vernetzung im Internet und nun auch noch der rapide voranschreitenden mobilen Vernetzung via Smartphone ganze Branchen und ganze Berufszweige verschwinden werden.
Auch das schärfste und rigideste Urheberrecht würde nicht verhindern können, dass die Verlagslandschaft in den nächsten Jahren weiter aus den Angeln gehoben wird. Wer glaubt, die letzten zehn Jahre seien transfomativ und herausfordernd gewesen, sollte sich darauf einstellen, dass mit der jetzt einsetzenden Nutzungsverlagerung ins mobile Netz noch viel dramatischere Entwicklungen, Umsatz– und Auflageneinbußen bevorstehen als in den letzten Jahren. Das Urheberrecht wird das nicht aufhalten können. Und: Würde Google nicht existieren, ginge es den Verlagen keinen Deut besser.
Neelie Kroes, die zuständige für die digtale Agenda in der EU-Komission, hat am 10. September am „Intellectual Property and Innovation Summit“ des Think Tanks „The Lisbon Council“ eine Keynote gehalten (via TechDirt). Auch sie macht klar, dass der Wandel die Branche als Ganzes verändert:
Let’s remind ourselves of that context. The world we live in is changing fast. Technology is changing. Business models are changing. The way we consume and enjoy creative works – music, movies, games – is changing.
Sie macht darauf aufmerksam, dass der wichtigste Aspekt dieser Veränderung der ist, dass viel mehr Menschen zu Produzenten von Inhalten werden können als noch vor 15 Jahren.
And here’s the most important change since 1998. Back then, creation and distribution were in the hands of the few. Now they are in the hands of everyone: democratising innovation, empowering people to generate and exchange ideas, supporting and stimulating huge creativity.
Und dass dieser Wandel aber nicht primär als Gefahr sondern als Chance gesehen werden kann:
In short, the world has changed, and is changing still. The change is rapid, it is profound, and it is a huge opportunity for the creative sector.
Den Menschen, die täglich im Netz leben und arbeiten ist das längst klar. Das Problem ist, dass die politischen Prozesse derzeit noch von denen dominiert werden, die entweder nicht verstehen was passiert, weil sie Abseits stehen, oder von denen, die die Entwicklung mit aller Kraft aufhalten wollen, weil sie Gatekeeper mit Monopolrente bleiben wollen, statt Teil einer gleichberechtigten kulturproduzierenden Gesellschaft zu werden. Kann ich schon verstehen, aber ich muss es ja deswegen nicht gut finden.
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