Der Schlüssel ist übergeben – ein neuer Lebensabschnitt beginnt

Am 1. Januar 2024 habe ich anlässlich des Neujahrsapéros in Kölliken symbolhaft den Schlüssel zum Gemeindehaus an meine Nachfolgerin Franziska Dietz Alberti übergeben. Ich bin glücklich, weil ich weiss, dass dieser Schlüssel in guten Händen ist. Ich wünsche Franziska von Herzen viel Erfolg, Freude, Kraft und Glück im neuen Amt!

Andreas Von Gunten (rechts) übergibt symbolisch seiner Nachfolgerin Franziska Dietz Alberti (links) den Schlüssel zum Gemeindehaus.

Ich bin nun also definitiv nicht mehr Gemeinderat. Die letzten sechs Jahre in der Gemeinde-Exekutive waren geprägt von einem vollen Kalender und vielen interessanten und anspruchsvollen Herausforderungen, die mir allerdings auch nicht mehr viel Raum für die Entwicklung und Umsetzung eigener Ideen gelassen haben.

Auch wenn die Tätigkeit als Gemeinderat (Exekutive) in einer Gemeinde von ungefähr 5000 Einwohnern offiziell mit ungefähr einer 20 % Stelle verglichen wird, habe ich die Erfahrung gemacht, dass man in der Regel viel mehr in diese Arbeit investiert. Es ist nicht nur die Zeit, die man dafür freischaufeln muss. Man ist 24 Stunden am Tag im Amt ist und man denkt eigentlich den ganzen Tag, und manchmal auch nachts, an irgendein Geschäft oder Thema aus dem Gemeinderat.

Kurz: Wenn man es nicht erlebt habt, kann man sich kaum vorstellen, was dieser Miliz-Einsatz bedeutet. Es kann natürlich sein, dass andere Menschen ein solches Amt auch anders erleben, aber viele Gespräche, die ich den letzten sechs Jahren mit Kolleginnen und Kollegen geführt habe, deuten darauf hin, dass es nicht nur mir so ergangen ist. Ich werde dieses Thema vielleicht mal noch etwas vertiefter ausleuchten.

Eigentlich hatte ich vor, die ganze Legislatur bis Ende 2025 im Amt zu bleiben, als ich mich vor zwei Jahren für eine Wiederwahl zur Verfügung stellte. Doch dann bin ich im Sommer 2022 auf die generative Künstliche Intelligenz aufmerksam geworden. Ich habe damals in diesem Blogpost über meine ersten Erfahrungen mit Midjourney berichtet. Mir wurde sofort klar, dass ich hier nun die dritte digitale Revolution erleben werde.

Die Entwicklung nahm danach eine unglaubliche Geschwindigkeit auf, was vor allem auch damit zu tun hat, dass wir bereits alle vernetzt sind. Jeder neue Fortschritt, jede neue Erkenntnis steht auch sofort allen zur Verfügung, worauf wieder nächste Entwicklungen fussen. Es war zunehmend frustrierend für mich, nicht genügend Zeit für eine aktive Beteiligung an dieser Veränderung zu haben. So reifte dann im Frühling 2023 der Gedanke, dass ich nicht noch zwei Jahre warten kann und darum per Ende Jahr mein Amt zur Verfügung stellen will.

Ich habe lange gehadert mit diesem Entscheid, aber als sich dann herausstellte, dass sich mit Franziska Dietz Alberti eine in jeder Hinsicht perfekte Nachfolgerin zur Wahl stellen würde, konnte ich in Frieden mit mir den Abschluss dieser spannenden Zeit vorbereiten.

Nun ist es also so weit und ich freue mich mittlerweile sehr darüber, dass ich nun einige meiner lange mit mir herumgetragenen Ideen umsetzen kann. Da wäre zum einen das Thema Künstliche Intelligenz, welches mich einerseits in Bezug auf wichtige gesellschaftliche Fragen, wie z. B. dem Urheberrecht beschäftigt. Andererseits aber auch die Frage, wie wir es erreichen, dass nicht nur die Grosskonzerne von diesen Technologien profitieren, sondern auch die kleinen und mittleren Unternehmen. Ich werde vor allem versuchen, meinen Teil dazu beizutragen, dass die digitale Kluft nicht noch grösser wird und das Wissen über die Nutzung dieser Technologie möglichst breit verteilt wird. Mit dem Projekt kipraxis.ch werde ich in Zukunft mein Wissen, meine Erfahrungen und mein Gedanken zu dieser Technologie teilen, sowie Kurse, Workshops und Vorträge anbieten.

Eine weitere Herzensangelegenheit ist die Frage, wie lokaler Journalismus in kleinen Gemeinden, wie in Kölliken funktionieren soll. Ich bin der Meinung, dass wir hier eine neue konstruktive Herangehensweise benötigen. Wir brauchen keine aufgebauschten Konflikte, sondern moderierte Gespräche. Lokaler Journalismus muss darum primär Aufklären, Erklären und Debatten ermöglichen, nicht Zwietracht säen oder einen Keil zwischen Behörden und Bevölkerung schlagen. Auch dazu werde ich mich bei Gelegenheit noch vertiefter äussern. Eine weitere Frage, die mich auch seit Jahren umtreibt, ist die, wie Journalismus im digitalen Zeitalter finanziert werden kann. Ich bin bereits als Verleger des Online-Magazins dnip.ch an diesem Thema dran und ich freue mich sehr, dass ich nun auch das Projekt koelliken.online endlich starten und mit diesen Fragen aus meiner Perspektive experimentieren kann. Ich hatte das bereits vor sechs Jahren vor, bin dann aber Gemeinderat geworden. Das schöne ist natürlich, dass ich nun sehr viel Erfahrungen aus dieser Zeit mitnehmen kann.

Es wird auch ein paar Dinge zum Aufräumen geben. Es fällt mir zwar immer besonders schwer, aber es ist bekanntlich auch nötig, Themen hinter sich zu lassen. So werde ich das Projekt dortsein.ch, welches sich dem Thema Telepräsenz, insbesondere den Telepräsenz-Robotern gewidmet hat, definitiv beerdigen. Die zwei in unserem Lager verbleibenden Double3-Roboter werden wir weiterhin auf Wunsch vermieten, aber Handel, Reparatur-Center und technischer Support wird eingestellt. Auch die Idee, dass der delibri.space zu einem Co-Working-Space in Kölliken werden könnte, habe ich aufgegeben. Was mit delibri.ch geschieht, ist noch offen, da bin ich am Prüfen von zwei, drei Ideen. Weiterhin hat sich in den vergangenen Jahren auch gezeigt, dass ich keine Lust mehr habe, mich um das Management eines Unternehmens mit vielen Mitarbeitenden zu kümmern. Ich werde darum meine Firma Von Gunten & Co. AG weiterhin im kleinen Team halten und versuchen möglichst viel im Netzwerk mit Partnerinnen und Partnern zu arbeiten. Ich freue mich auf die weitere grandiose Zusammenarbeit mit meiner Mitarbeiterin Petra Bitterli und unserer Mediamatikerin in Ausbildung Jael Schütz. Besonders erwähnen möchte ich auch Julia Curty von Superscript. Es gibt kaum ein Projekt, in welches sie nicht involviert ist. Weiterhin mit viel Freude und Energie werde ich bei unserem gemeinsamen Unternehmen Datenschutzpartner AG zusammen mit Martin Steiger und Cornelia Diethelm engagieren, sowie natürlich den bestehenden Geschäftsbereichen smartKMU und buch & netz.

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