Heute in meinem Twitterstream ist ein Hinweis auf den Vodcast: „Irgendwas mit Internet | #002 Don’t kill the Messenger“ von Martin Fuchs (@wahl_beobachter) aufgetaucht. Er fordert uns darin auf, in diesem Jahr über das Phänomen der zunehmenden „Messengerisierung“ zu diskutieren und zwar ohne Hysterie und ohne Scheuklappen. Fuchs erwähnt in diesem Zusammenhang auch das von Adrienne Fichter herausgegebene Buch „Smartphone Demokratie“. (Leider hat der NZZ Libro-Verlag offenbar keine Volltextsuche in Google Books zugelassen, sodass ich jetzt nicht schnell suchen kann, an welchen Stellen im Buch dieses Thema diskutiert wird).
Eine kurze Zusammenfassung zum Thema und den dazu postulierten Problemen findet sich auch hier in einem Blogpost von Reto Eugster aus dem Jahre 2016.
Politische Fragen betreffen die Fragen des Zusammenlebens und darum sollten sie auch öffentlich diskutiert werden. Nur müssen wir dafür eine Kultur der gepflegten politischen Auseinandersetzung entwickeln. Es verlangt von den einzelnen Akteuren einiges ab. Zum Beispiel die Bereitschaft seine eigene Position zu begründen und die Bereitschaft die Diskussion im Bezug zu den Argumenten zu führen. Je mehr wir uns gegenseitig anschreien anstatt ehrliche Debatten mit dem Ziel des Erkenntnisgewinns führen, desto eher verschwinden die Diskussion wohl in die privaten Chats der Messenger. Allerdings können gerade solche geschlossenen, kleinen Gruppen ja auch wieder den Raum für Lösungen bieten. Wichtig wäre aber in der Tat, dass wir überhaupt erforschen können, wie die politische Kommunikation durch diese neuen Möglichkeiten funktioniert und dafür brauchen wir Zugang zu den Daten der geschlossenen System von Facebook, Google, Apple und Co.
Kommentare
Danke für die guten Gedankenanstösse! Ich sehe das aber etwas differenzierter: Die Kultur der gepflegten politischen Auseinandersetzung besteht (in der Schweiz) bereits, es gilt sie viel eher zu bewahren resp. zu verteidigen gegen die Angriffe der «Stil- und Argumentarmen». Ob hier die Messenger matchentscheidend sind, wage ich zu bezweifeln, es ist in meinen Augen eher der generelle Trend zur elektronisch bedingten Instant-Flüchtigkeit und «Hyper-Aufmerksamkeit» (K. Hayes), der uns als Gesellschaft die Fähigkeit zur vertiefenden Auseinandersetzung zu entziehen droht.
Was den «Zugang zu den Daten» der erwähnten Systeme angeht, so hoffe ich, dass hier nur die Metadaten gemeint sind, korrekt? Ansonsten wäre das ja eine Forderung nach Aushebelung der Privatsphäre. Oder wie ist das zu verstehen?
Danke für Ihren Kommentar. Es stimmt natürlich, dass es vielerorts in der Schweiz eine „Kultur der gepflegten politischen Auseinandersetzung“ gibt. In den Social Media wird sie derzeit allerdings nicht so sichtbar und ich könnte mir vorstellen, dass auch das in Grund dafür ist, dass es einen Rückzug von der Social-Media-Öffentlichkeit in private Chats gibt. Wobei ich hierzu auch noch festhalten möchte, dass ich nicht weiss, ob es dieses Phänomen wirklich gibt.
Ich bin der Meinung, dass sich Instant-Flüchtigkeit und vertiefende Auseinandersetzung nicht grundsätzlich ausschliessen müssen. Wir haben hier wohl einfach noch viel zu lernen.
Zugang zu den Daten: Da meine ich in der Tat anonymisierte Daten und auf keinen Fall Daten, die Personen zugeordnet werden können.