Frei zugängliche Klassifikationssysteme für Inhalte

Trotz Volltextsuchen und KI bieten Klassifikationssysteme besondere Vorteile, etwa beim Einstieg in neue Themengebiete oder beim Stöbern. Bekannte Systeme wie die DDC sind kostenpflichtig, aber es gibt Ausnahmen: Die Regensburger Verbundklassifikation (RVK) und das globale System «Thema» von EDItEUR sind frei zugänglich. Die RVK sogar unter CC0-Lizenz.

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In einer Welt, in der Informationen buchstäblich auf Knopfdruck zur Verfügung stehen, mag es auf den ersten Blick überraschend sein, dass hierarchische Klassifikationssysteme nach wie vor von zentraler Bedeutung sind. Trotz der allgegenwärtigen Verfügbarkeit von Volltextsuchen und KI-gestützten Suchfunktionen bieten diese Systeme besondere Vorteile, vor allem wenn es darum geht, sich in neue Themengebiete einzuarbeiten, Inspiration zu suchen oder der sogenannten Serendipität – dem unerwarteten Finden von etwas Nützlichem oder Wertvollem – Raum zu geben.

Hierarchische Klassifikationssysteme, wie sie in Bücherklassifikationssystemen zur Anwendung kommen, bieten einen strukturierten und organisierten Zugang zu Informationen. Anstelle einer reinen Stichwortsuche ermöglichen sie es, Informationen in einem breiteren Kontext zu betrachten und zu entdecken. Sie lassen verwandte Themen und Inhalte erkunden, die bei einer reinen Suchanfrage möglicherweise übersehen werden.

Ein weiterer Vorzug solcher Systeme ist die Unterstützung beim Eintauchen in neue oder unbekannte Themengebiete. Anstatt sich auf eine punktuelle Suche zu beschränken, ermöglichen Klassifikationssysteme eine umfassendere Sicht auf ein Themenfeld und zeigen verschiedene Aspekte, verwandte Themen und relevante Bereiche auf. Sie dienen als eine Art Leitfaden, der den Suchenden hilft, sich in einem neuen Gebiet zurechtzufinden.

Darüber hinaus fördern hierarchische Klassifikationssysteme die Serendipität, das zufällige Auffinden von etwas eigentlich nicht Gesuchtem, das sich als nützlich oder wertvoll erweist. Sie ermöglichen es den Nutzenden, durch verschiedene Kategorien und Themen zu stöbern und dabei vielleicht auf interessante und unerwartete Entdeckungen zu stossen.

Trotz der umfangreichen Fähigkeiten von Klassifikationssystemen sind einige der bekanntesten und weit verbreiteten Systeme wie die Dewey-Dezimalklassifikation (DDC) oder die Library of Congress Classification (LCC) in der Regel nicht frei zugänglich. Die ausführliche Beschreibung dieser Systeme erfordern den Erwerb von Lizenzen, was insbesondere für kleinere Einrichtungen oder unabhängige Forschende eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen kann.

Eine lobenswerte Ausnahme stellt die Regensburger Verbundklassifikation (RVK) dar. Seit 2018 steht diese Klassifikation unter einer CC0-Lizenz zur Verfügung. Das bedeutet, dass die RVK für jede Person frei zugänglich und nutzbar ist, ohne jegliche Einschränkungen. Ursprünglich wurde sie für den Verbund der Universitätsbibliotheken im deutschen Raum entwickelt. Die RVK bietet eine detaillierte Klassifikation, die auf wissenschaftlichen Standards beruht und eine breite Palette von Themen abdeckt.

Ein weiteres Klassifikationssystem, das sich durch freie Zugänglichkeit auszeichnet, ist «Thema». Es wird von der Organisation EDItEUR herausgegeben, die sich der Standardisierung des globalen Buchhandels verschrieben hat. “Thema” ist ein relativ junges Klassifikationssystem, das auf die Bedürfnisse des modernen, globalisierten Buchmarktes eingeht. Es verwendet eine multilinguale, themenbasierte Klassifikation, die es ermöglicht, Bücher effektiv zu kategorisieren, unabhängig von Sprache oder Ort der Veröffentlichung.

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