Seit einiger Zeit experimentiere ich damit herum, die iTunes Library in der Cloud zu speichern und von dort zu nutzen. Endlich funktioniert es so wie es sollte, allerdings nicht so, wie ich ursprünglich wollte ;-).
Hier eine Kurzversion für die, die nur schnell wissen wollen wie es geht:
Die iTunes Library besteht einerseits aus den Musik und Video Files und der iTunes Datenbank, sowie den Album Covers und den iPhone / iPod Touch Apps. Der Speicherort der Musik und Videofiles kann in iTunes selbst geändert werden, während alle anderen Daten im selben verzeichnis wie das File iTunes Library.lib sein müssen.
Meine Lösung sieht nun so aus:
Alle Musik und Video Files, üblicherweise im Ordner iTunes Music, werden komplett via ZumoDrive in der Cloud in Amazon S3 gespeichert. Die iTunes Datenbank, die Album Covers und die iPhone Apps werden via JungleDisk in der Cloud in Amazon S3 gespeichert. Alle Files werden in einem zusätzlichen Amazon S3 Bucket gespeichert. Dieser Backup wird über einen Amazon EC2 Server durchgeführt.
Dadurch wird es möglich, immer auf dieselbe vollständige iTunes Library von jedem Computer aus zuzugreifen und diese auch sinnvoll zu nutzen. Ich erkläre gleich warum wir dafür 3 Services benötigen.
Wichtig ist auch noch zu wissen, dass die iTunes Library nicht für den Netzbetrieb konzipiert ist. Man muss immer darauf achten, dass nur immer eine iTunes Applikation auf die Daten zugreifen und nicht mehrere gleichzeitig.
Die involvierten Produkte
Amazon S3 ist einer der Amazon Web Services, welcher vereinfacht dargestellt, einen Online File Speicher zur Verfügung stellt. Das spezielle an diesem Online Speicher ist vor allem, dass die Files automatisch auf verschiedenen Servern von Amazon repliziert werden und dadurch, ausser durch eigenes löschen oder überschreiben, nicht verloren gehen können. Amazon S3 ist aber keine Online Disk indem Sinne, dass man darauf einfach so via WebDav oder FTP zugreifen könnte. Ich gehe hier nicht weiter auf die technischen Details ein, diese können bei Amazon nachgelesen werden. Um Amazon S3 zu nutzen, braucht man einfach einen Amazon Account wie bei den Büchern, und je nach Einsatzgebiet einen der verschiedenen verfügbaren Clients für Mac, Windows, Linux, iPhone, usw. Die Preise sind sehr tief und werden nach Speicher- und Bandbreitennutzung berechnet. 1 Gbyte kostet 15 -18 US Cents pro Monat, je nachdem wo die Daten gespeichert sind. Zusätzlich fallen, wenn auch geringe, Kosten für die Datentransfers an. Die detailierten Preisinformationen befinden sich hier.
JungleDisk ist ein Amazon S3 Client, eine Software für Mac, Windows und Linux die es ermöglicht den Amazon S3 Speicher wie ein Netzlaufwerk zu benutzen. Dabei werden die jeweils aktuellsten Files in einem lokalen Cache gespeichert, sodass ein schneller Zugriff gewährleistet ist. Die Synchonisierung mit dem Amazon S3 Speicher funktioniert im Hintergrund. Zusätzlich bietet JungleDisk einen Webbrowser basierten Zugriff auf die Files Amazon S3 Speicher. Jungle Disk kostet 2$ / Monat.
ZumoDrive ist eine komplette Cloud Storage Lösung bestehend aus Online Speicherplatz und einer Client Software, die diesen Speicherplatz unter Mac und Windows als Netzlaufwerk zur Verfügung stellt. Die Files in der ZumoDrive Cloud werden auch lokal gecached. Die Files die sich beim Zugriff nicht im lokalen Cache befinden können im Gegensatz zu JungleDisk auch gestreamed werden. ZumoDrive ist bis zu 1Gbyte Speicher kostenlos und kostet für 10 Gbyte 2.99$ pro Monat oder für 50 Gbyte 11.99$.
Amazon EC2 sind viruelle Server mit Linux oder Windows Betriebssystem, die über ein Web Interface oder via Web Services gestartet, gestoppt und überwacht werden können und die pro Betriebsstunde bezahlt werden. Die kleinste Windows Variante kostet 0.125$ pro Stunde.
Die ursprünglichen Herausforderungen.
Meine Musiksammlung verwalte ich in iTunes, nicht weil das das beste Programm dafür wäre, sondern weil ich als MP3 Player iPod’s bzw. iPhones einsetze, die ich mit meiner Musik und Videosammlung synchronieren will. Kommt dazu, dass viele Dinge in iTunes wirklich gut gelöst sind und ich sowohl die Podcast Funktionen wir auch iTunesU intensiv nutze. Ich sehe daher für meine Situation derzeit keine Alternative zu iTunes, was ich natürlich auch nicht so toll finde, doch dass ist ein anderes Thema.
Ich arbeite unterwegs oder in verschiedenen Büros und an verschiedenen Computern, in der Regel an Macs und möchte immer auf meine iTunes Library zugreifen können, ohne diese vollständig mitschleppen zu müssen. Ich will zwar jederzeit auf alle 10’000 Songs zugreifen können, brauche aber nicht alle gleichzeitig dabei zu haben. Ich möchte weiterhin, immer wenn ich irgendwo einen neuen Song downloade, diesen ein einziges mal in meine Library integrieren. Danach soll er einfach überall zur Verfügung stehen. Ein typisches Cloud Szenario, also.
Meine Musikfiles benötigen mittlerweile gegen 40Gbyte Speicherplatz, was die Datensicherung, die ich sowiso schon immer stark vernachlässigt habe (und bin dann wohl kaum der einzige :-), zu einem zunehmend mühsamen unterfangen macht. Harddisks gehen aber kaputt, das habe ich schon öfters erlebt, darum schwebt hier immer ein Damoklesschwert über der Musik die mich täglich beglücken soll.
Die ursprüngliche Idee
Als ich für die Archivierung von anderen Files damit begonnen habe JungleDisk und Amazon S3 einzusetzen, dachte ich sofort daran, dass ich ja eigentlich die komplette iTunes Library dort speichern könnte. Das wäre eine sehr einfache Geschichte, es würde einfach eine Weile dauern, bis die 40 Gbyte einmal in der Cloud liegen. In der Tat dauerte der Upload etwa drei Tage, weil es aber hin und wieder Probleme und Abbrüche gab, waren die Files dann erst nach einer Woche alle oben. Dummerweise gab es in der damaligen Version von JungleDisk noch einen Bug der Probleme bei mehr als 1000 Directory Einträgen machte, sodass ich das Experiment vorerst stoppen musste. Als dann dieser Bug behoben war und ich endlich richtig testen könnte, hat sich dann bestätigt, was mir viele prophezeit haben. Die Zugriffsgeschwindigkeit auf Songs, die noch nicht im lokalen Cache liegen, ist zu langsam. Es würde schon gehen, aber irgendwie ist es halt doch nicht sehr angenehmen zwischen zwei Songs zuerst 10 Sekunden zu warten, bis die Musik weiter läuft. Es ist ja nicht so, dass ich nicht wusste, dass diese Files nicht sofort spielen würden, nur dachte ich, dass mich das nicht so stören würde.
Auf der Suche nach Alternativen
Da ich hin und wieder über meine JungleDisk Probleme gezwitschert habe, wurden mir verschiedene Alternativen empfohlen. Fast immer wurde ich auf Dropbox oder SugarSync verwiesen, bis mich dann @philbee auf ZumoDrive aufmerksam gemacht hat.
Warum keine Synch Lösung?
Lösungen wie SugarSync oder Dropbox müssten in der Tat auch funktionieren. Das Problem bei diesen Synch Lösungen ist aber, dass ich immer eine komplette Kopie der Daten auf dem jeweiligen Endgerät führen muss. Das hat zwar den Vorteil, dass das Backup Problem gelöst ist und dass es bestimmt keine Probleme mit der Zugriffsgeschwindigkeit gibt, gleichzeitig aber den Nachteil, dass immer 40 Gbyte des lokalen Speicherplatzes vergeben sind, obwohl ich ja wie gesagt, nie alle Files gleichzeitig benötige. Gerade für den Einsatz von Netbooks ist oder älteren Notebooks ist dieser Ansatz nicht geeignet.
ZumoDrive – Vor- und Nachteile
ZumoDrive bezeichnet ihre Lösung als Hybrid Cloud Storage Solution. Damit ist gemeint, dass die Files zwar in der Cloud liegen, also nicht synchronisiert werden, aber bei Bedarf gestreamt und im lokalen Cache gespeichert werden, sodass im Vergleich mit lokalen Files fast kein Unterschied in der Zugriffsgeschwindigkeit auszumachen ist. Das war eigentlich genau das was ich brauchte. Kommt dazu, dass bei ZumoDrive nur für die Speicherplatzbelegung und nicht noch zusätzlich für den Datentransfer bezahlt werden muss, und sich ZumoDrive für den Einsatz als Speicherort für die iTunes Library selber empfiehlt.
Das Hautproblem bei ZumoDrive ist allerdings dass die Files gemäss eigenen Aussagen zwar bei Amazon S3 und nicht unter dem Bett des Firmengründers gespeichert werden, aber eben nicht mit meinem Amazon S3 Account sondern über ZumoDrive selbst. Das hat den Nachteil, dass die Files weg sind, wenn ZumoDrive den Laden dicht macht. Aus diesem Grund wollte ich ja am liebsten mit JungleDisk arbeiten, damit ich, solange Amazon S3 funktioniert, immer auf Files zugreifen kann, egal ob JungleDisk existiert oder nicht.
Mangels Alternativen und weil ich für dieses Backup Problem eine Lösung im Kopf hatte, habe ich mich dann trotzdem durchgerungen ZumoDrive zu testen. Auch hier dauerte es etwa 3-4 Tage bis meine 40 Gbyte bei ZumoDrive in der Cloud lagen.
Es funktioniert!
Als ich dann das erste Mal iTunes mit der Library von ZumoDrive aus startete, war ich natürlich hoch erfreut zu sehen, dass es wirklich funktionierte. Die MP3 Files wurden sofort gestreamed und darum gab es auch wirklich keine Wartezeiten beim Musik hören.
Aber doch nicht so, wie ich will…
Bei diesem ersten Test hatte ich allerdings nur die eigentlichen Mediafiles bei ZumoDrive. Die iTunes DB selbst war noch lokal. Die ernüchterung folgte dann gleich sofort, als ich versucht habe die DB Files auch in das ZumoDrive zu legen. iTunes auf dem Mac hat das iTunes Library.lib File wenn es im ZumoDrive lag nicht akzeptiert. Etwas ZumoDrive Help und Forum Einträge lesen hat dann schnell zu Tage gefördert, dass das Konzept von ZumoDrive zwar vorsieht, dass die Mediafiles in der Cloud liegen, die iTunes DB aber jeweils lokal ist und dadurch auf jeder Kiste separat gepflegt werden will. Wenn ich also ein neues File auf einem Computer in die iTunes Mediathek importiere, wird das File zwar zu ZumoDrive kopiert und dadurch auf jedem anderen Computer auch zur Vefügung gestellt, in der Mediathek der anderen Computer ist es aber erst dann vorhanden, wenn es dort auch importiert wird. Für meine Zwecke unbrauchbar.
ZumoDrive für die Mediafiles, JungleDisk für die DB
Ich habe dann noch Tests mit Dropbox und Sugarsynch gemacht um die DB Files, die inkl. der Album Covers und der iPhone Apps, ca 1.5 Gybte benötigen, zu synchronisieren. Damit hätte ich leben können. Aber auch hier gab es dieselben Probleme mit dem Zugriff auf das iTunes Library.lib File. Nur bei JungleDisk funktioniert auch das einwandfrei. Es wird zwar während der Nutzung von iTunes dauernd was zu Amazon S3 hochgeladen, aber es funktioniert und die Datentransferraten sind so tief, dass sie kostenmässig vernachlässigbar sind.
Backup
Die iTunes DB liegt unter meiner Kontrolle auf Amazon S3, da mache ich mir nicht soviele Sorgen, dass diese Files plötzlich nicht mehr da sind. Die MediaFiles hingegen sind auf diesem ZumoDrive. Hier besteht wie schon erwähnt die Gefahr, dass ich auf diese nicht mehr zugreifen kann, wenn ZumoDrive tschüsst.
Ich brauche also trotzdem noch eine Backup Lösung. Zuerst wollte ich einen alten Compi mit externer Disk und Backup Software dazu nutzen, regelmässig einen lokalen Backup der Mediafiles aus ZumoDrive zu machen. Aber eigentlich geht mir das gegen den Strich. Mein Ziel ist es ja völlig weg zu kommen, von eigener Datenspeicher- und Applikationsinfrastruktur. Darum habe ich mir heute schnell einen Windows Server auf Amazon EC2 gestartet. Dieser Server wird in Zukunft regelmässig hochgefahren um einen Backup der MediaFiles auf dem ZumoDrive auf ein S3 Bucket zu machen und gleich noch die anderen Buckets die ich habe zu kopieren, damit ich auch vor Fehlmanipulationen meinerseits geschützt bin.
Kosten
Diese Lösung kostet mich derzeit 11$ pro Monat für 50 Gbyte ZumoDrive Speicherplatz. 2$ pro Monat für den JungleDisk Account (den ich allerdings sowiso schon habe). Und ca. 1$ pro Monat für die Speicherung der iTunes DB auf Amazon S3 und den Datentransfer. Macht zusammen ca. 14$ pro Monat dafür dass ich nun immer und überall auf eine einzige iTunes Library zugreifen kann. Ich kann sogar mein iPhone auf verschiedenen Mac’s synchronisieren und weil ZumoDrive auch noch eine iPhone Applikation anbietet, habe ich als Nebeneffekt, alle ca. 10’000 Songs auch auf dem iPhone im Zugriff. Für die zusätzliche und für einige vielleich eher optionale Datensicherung (siehe unten), muss nochmal mit ca. 10$ pro Monat gerechnet werden. Das ergibt also totale Kosten von ca. 25$ pro Monat inkl. Backup Lösung.
Kommentare
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Interessant… Freue mich immer wieder ber Artikel wie diesen. Finde es super, dass es Leute gibt, wie dich, die sich die Zeit nehmen und deshalb solche Dinge herausfinden!! Dankeschn