Das die Kommunikation via E-Mail nicht nur segensreich ist, sondern auch als Zeitfresser so maches Frustrationspotential anwachsen lässt, darf mittlerweile zum Alltagswissen gezählt werden. Es gibt viele Ursachen auf die der Umstand zurückzuführen ist, dass wir Wissensarbeiter immer mehr den Eindruck haben zuviel Zeit mit E-Mails zu verbringen. Ich möchte hier nur auf einen, meines Erachtens aber wesentliche Grund eingehen: Intepretationen über nicht geschriebenes, also das, was wir mit der Wendung "zwischen den Zeilen" und "C’est le ton qui fait la musique" (nicht synonym, das sind 2 verschiedene Aspekte) bezeichnen.
Ein grosser Teil der Zeit wird dafür verwendet ,als Autor einer E-Mail den Text so zu formulieren, dass er auf der Emfpängerseite auf keinen Fall "falsch ankommt". Wenn die E-Mail dann trotzdem fehlinterpretiert wird, braucht es wieder viel Zeit die Wogen zu glätten, bzw. alles richtig zu stellen.
Wir könnten unsere Produktivität im Zusammenhang mit der E-Mail Kommunikation massiv steigern, wenn wir uns darauf einigen würden, dass es nichts zwischen den Zeilen oder der Tonalität zu interpretieren gibt, sondern einzig und allein das geschriebene Wort zählt (ich weiss natürlich, dass jeder Text vom Empfänger interpretiert werden muss, ich denke aber, es ist klar, was hier gemeint ist :-). Das heisst nicht, dass wir uns per E-Mail nun einfach austoben sollen. Es bedeutet aber, dass wir die E-Mail nicht dazu verwenden, etwas anderes kommunizieren zu wollen, als das, was wir auch in ein paar Sätzen klip & klar ausdrücken können.
Eine E-Mail ist vom Wesen der Nachricht und der Funktion her, in der Regel sehr weit weg von einem Brief. Auch wenn die einzige Gemeinsamkeit, die Schriftlichkeit, auf eine nahe Verwandschaft hin deuten würde. Die E-Mail ist meistens kurz und hat eher den Charakter einer mündlichen Mitteilung, aber es fehlen ihr die Eigenschaften, die bei der mündlichen Mitteilung einen wesentlichen Teil der Botschaft transportieren: die Gestik, die Körpersprache die Art und Weise der Interaktion usw.
Für den Absender würde das bedeuten, dass wir uns kurz und bündig und uns auf das was wir direkt ausdrücken wollen beschränken sollten und für den Empfänger, dass es nichts zu interpretieren gibt. Das heisst, egal was da kommt, niemand ist eingeschnappt, frech, böse, usw. Wenn also zum Beispiel auf eine E-Mail ein einfaches "Danke" zurückkommt, ohne Gruss und andere schriftlichen "Liebkosungen", heisst das nicht, dass der Absender ein Problem hat, sondern nur, dass er sich auf das Wesentliche konzentiert, nämlich eine kurze Bestätigung mit einem kurzen Dankeschön zu schicken.
Natürlich gibt es Fälle, bei denen es sinnvoll ist, eine lange, ausführliche E-Mail zu schreiben. Dann bekommt diese E-Mail aber den Charakter eines Briefes und darum sollte dieser Text dann auch mit der nötigen Sorgfalt und mit genügend Zeit formuliert werden. In diesen Fällen kann dann sehr wohl vieles zwischen den Zeilen stehen.
Ich schlage vor, uns an folgende Regeln zu halten:
- Wir schreiben kurze Mails, die sich auf das Wesentliche beschränken.
- In kurzen Mails gibt es keine versteckten Botschaften zu Interpretieren.
- Wenn wir eine lange E-Mail schreiben müssen, dann nehmen wir uns genügend Zeit dafür und überlegen uns aber vorher, ob E-Mail wirklich das richtige Medium für das vorliegende Kommunikationsvorhaben ist.
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