Living Books About History – Ein vorbildliches Open Access Angebot von infoclio.ch

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infoclio.ch, das Fachportal für die Geisteswissenschaften der Schweiz, hat unter dem Namen «Living Books About History» ein vorbildliches Online-Publikationsprojekt gestartet. Es werden Anthologien zu verschiedenen aktuellen wissenschaftlichen Themen publiziert, und so ein kontextueller Zugang zu historischen Quellen, Online-Beiträgen und Aufsätzen hergestellt.

«Das Projekt versteht sich als neue Form der wissenschaftlichen Publikation und will innovativ die Möglichkeiten der digitalen Medien erproben. Es belebt das Format der Anthologie neu und verbindet mithilfe von Hyperlinks wissenschaftliche Artikel und Quellen virtuell. Die Leserinnen und Leser können sich an den Living Books about History beteiligen, indem sie weitere Beiträge vorschlagen, die nach einer Überprüfung dem Inhaltsverzeichnis beigefügt werden.»

Weil einige Mitglieder der geisteswissenschaftlichen Community in der Schweiz eine eher ambivalente Beziehung zur Open Access Idee pflegen, ist es besonders wertvoll, dass das Projekt auf die Vorteile dieser Form des wissenschaftlichen Publizierens hinweist.

«Das Projekt fördert Open Access in den Geisteswissenschaften, indem frei und kostenlos verfügbare Beiträge aus dem Internet in einer neuen Form zusammengeführt werden.»

und

«Das Projekt erprobt ein neues Format der wissenschaftlichen Publikation und will mit dem Wiederentdecken und Neuverwenden wissenschaftlicher Texte und Quellen auf die Chancen von Open Access aufmerksam machen.»

In Sachen Urheberrecht ist die gute Absicht der Verantwortlichen, möglichst viele Inhalte unter einer Creative Commons oder einer anderen freien Lizenz verfügbar zu machen, bzw. auf solche zu verweisen, deutlich erkennbar. Bei jedem Werk wird die urheberrechtliche Situation klar und verständlich angegeben.

Was hingegen etwas erstaunt ist, dass bei einigen Dokumenten aus dem Bundesarchiv auf ein Copyright der Bundesverwaltung hingewiesen wird. Sagt doch Art. 5 im Schweizerischen Urheberrechtsgesetz klar, dass Protokolle und Berichte von Behörden und öffentlichen Verwaltungen nicht urheberrechtlich geschützt sind. Es mag zwar etwas kleinlich wirken, aber es besteht nun einmal ein grosser Unterschied zwischen freiem Zugang und freier Nutzung, und Werke die in der Public Domain sind, sollten nicht wieder eingesperrt werden.

Aber abgesehen von diesem kleinen Fragezeichen, ist das Living Books About History Projekt eine grossartige Sache und ich hoffe, dass die Kritiker des Open Access Modells anhand dieses eindrücklichen Beispiels sehen, wieviel Nutzen das offene Netz, der Hyperlink und der freie Zugang zu wissenschaftlichen Texten und historischen Quellen für alle bietet. Ich wünsche infoclio.ch damit viel Erfolg und Beachtung.

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