Qualitätsjournalismus: Der Röntgenmann-Bullshit in der NZZ am Sonntag vom 7.7.2013

Nur weil ein Bund einer sogenannten Qualitäts-Zeitung den Titel “Gesellschaft” trägt, bedeutet das noch lange nicht, dass man in jenem Teil der Zeitung jeden Anspruch an diese Qualität ablegen darf. 

Was die “NZZ am Sonntag” heute am 7. Juli 2013 auf der Seite 69 zum Besten gab (Webpaper Guest Link), kann wohl nur damit erklärt werden, dass niemand hingeschaut hat, oder dass es allen egal ist, was gedruckt wird. Beides wäre mit den eigenenen Ansprüchen des Herausgeberhauses m.E. nicht vereinbar.

Eine ganze Seite komplett unkritisches Porträit, ja ein eigentlicher Werbebeitrag über einen sogenannten “Heiler”, der einen Röntgenblick habe, damit durch Wände und vor allem in Menschenkörper hineinsehen und danach kranke Menschen heilen könne, dürfte doch in einer Zeitung, die den Namen NZZ im Titel trägt, auch am Sonntag nicht möglich sein.

Ich will gar nicht weiter auf all den Blödsinn, der da vermittelt wird, eingehen. Es mache sich jede und jeder selber ein Bild. Nur zu einem Punkt eine kurze Bemerkung, weil dieser immer im Zusammenhang mit Wunderheilern und anderen Scharlatanerien auftaucht.

Die Aussage, dass die Wissenschaft, diese Phänomene nicht erklären könne, ist falsch. Die Naturwissenschaft kann erst zu erklären versuchen, wenn ein Phämomen tatsächlich beobachtbar ist. Erst einmal müssten Labortests unter wissenschaftlichen Bedigungen zeigen, dass der Herr tatsächlich durch Wände “sehen” kann, danach könnte man zu untersuchen beginnen, was hier genau geschieht. Die Behauptung jemand könne durch Wände sehen, ist ein starkes Stück und jeder Naturwissenschaftler ist grundsätlich daran interessiert ein solches Phänomen zu untersuchen, denn es würde uns, wenn es wirklich existierte, neue Erkenntnisse über die Art und Weise, wie die Welt funktioniert liefern. Es ist also kaum so, dass die Wissenschaft nicht erklären kann, warum jemand durch Wände sehen kann, sondern dass sie nicht beobachten kann, dass das stimmt, was er behauptet. So einfach ist das.

(Bild: © Erica Guilane-Nachez – Fotolia.com) 

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  1. Es ist wirklich zum Haarl seichen, dass immer noch solche Dummbatzartikel in einer 'richtigen Zeitung' erscheinen knnen. Je nher man hinschaut, desto leidender die Glaubwrdigkeit dieser Verlage. Wobei sie wahrscheinlich tiefer fast nicht mehr sinken kann nach der tendenzisen Berichterstattung ber das Leistungsschutzrecht vor ein paar Monaten. Seither habe ich ein Problem mit den Grossverlagen und eine Abneigung gegen ihre Produkte – ich habe immer ein leichtes Gefhl von Zeitverschwendung, lese ich sie. Im Netz viel weniger als vorher, auch weil ich die so offenkundige Klickfngerei nicht leiden kann, aber eben auch weil ich ihnen berhaupt nicht mehr ber den Weg traue. Gedruckt nur noch in der Beiz oder Bibliothek, weil ich die Form mag.

    Diese NZZ-Publireportage markiert einen neuen Tiefpunkt. Shame on them.

  2. Schonmal was von fact checking gehrt? Geht doch mal selber hin oder recherchiert wenigstens, bevor Ihr so etwas kategorisch als Schwachsinn tituliert. Es gibt mehrere solche Personen, in Italien habe ich selber eine erlebt. Das Phnomen existiert. Diese Menschen knnen mehr sehen als andere. Na klar, das sind alles ehem. NSA Agenten, mit Zugang zum Server in Utah, ich weiss….die haben die Arztbriefe mit den Diagnosen von uns allen….
    Wer sich mit diesen Fhigkeiten allerdings Heiler nennt, macht einen grossen Fehler. Diagnostiker reicht vllig.

  3. Bei mir kann ich ein hnliches Phnomen beobachten. Wenn ich zuviel sauf, hab ich am nchsten Tag auch Kopfweh. Und ein Heilmittel dagegen hab ich auch schon: Es kommt in Form kleiner weier Tabletten und heit ***–gelscht–*** und ist von ***–gelscht–***.

    Falls der Kasper aus dem Artikel mal eine halbe Stunde Zeit hat. Ich suche fr meine Steuervoranmeldung noch einen wichtigen Beleg. Ich verspreche ihm die Hlfte der dadurch eingesparten Steuern.

  4. Genau! Mir geht es so, wenn ich zuviel Wetten Dass schau. Frher war das besser. Da bekam ich keine Kopfschmerzen. Aber heute. Wenn ich dann einen Kasten Bier oder eine Flasche Wodka trinke, ist das Kopfweh fr den Moment zwar weg, aber es kommt am nchsten Morgen. Verrckt! Also Bier und Wodka helfen, das Auftreten von Kopfschmerzen bis zum nchsten Morgen zu verschieben Ganz beseitigen kann man es aber nicht.

    Hey, Rntgenmann. Kannst Du mir da nicht einen Tipp geben?